Die Geschichte der Burg
Die ehemalige Reichsburg Weinsberg zählt zu den ältesten Burgen des Hochadels in Süddeutschland. Sie bestand schon im 10. Jahrhundert in der Ottonischen Zeit. Im 11. Jahrhundert war sie Wohnsitz der Mutter von Kaiser Konrad II., der lothringischen Gräfin Adelheid von Metz.
Sie gilt als Stammmutter des salischen Kaiserhauses. Zusammen mit ihrem aus zweiter Ehe stammenden Sohn Bischof Gebhard III von Regensburg stiftete sie 1037 das Chorherrenstift in Öhringen.
Ihr Enkel, Bischof Adalbero von Würzburg, lebte nach der Vertreibung aus seiner Bischofsstadt im Investiturstreit (1077 / 1080) auf der Burg Weinsberg. Er wurde 1883 vom päpstlichen Stuhl als Heiliger anerkannt.
Ihr Urenkel, Bischof Gebhard I. von Eichstätt war von 1055 bis 1057 als fünfter Deutscher Papst in Rom. Er nannte sich Viktor II.
Die Burg wurde von Welf VI. als Erbe seiner Gemahlin Uta von Calw beansprucht.
Konrad III., der erste Stauferkönig, wurde 1138 von den Reichsfürsten zum König gewählt.
Schon am 15. November 1140 belagerte Konrad III. die Burg Weinsberg, die im Besitz der Welfen war. Er wollte sie wieder ins Reich zurückführen.
Die Burg wurde im Streit um die Deutsche Königskrone Schauplatz eines erbitterten Kampfes zwischen den Staufen und den Welfen.
Nach fünfwöchiger Belagerung der Burg kam es zur offenen Feldschlacht zwischen beiden, unten im Sulmtal.
Welf VI. wurde vernichtend geschlagen.
Daraufhin kapitulierte die welfische Besatzung auf der Burg. Mit der Übergabe der Burg von den Welfen an die Staufer ist die Geschichte der Treuen Weiber von Weinsberg verbunden.
Den Kindern, Frauen und … wurde freier Abzug von der Burg gewährt. Statt der persönlichen Habe trugen die Frauen ihre Männer auf ihrem Rücken den Burgberg hinab.
Dies geschah am 21. Dezember 1140.
Die Übergabe der Burg an die Staufer wird in der sogenannten „Kölner Königschronik“ von 1170 erzählt.
Die Treu-Weiber-Geschichte wurde in vielen Gedichten, Liedern, auch in Opern und Schauspielen beschrieben und besungen; auch ist sie in vielen Kunstwerken anschaulich gestaltet. Diese historische Begebenheit ging für alle Zeiten als einzigartige Tat der „Treuen Weiber von Weinsberg“ in die Weltgeschichte ein.
Unser Altbundespräsident Richard von Weizsäcker wurde am 22.06.1984 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ nach den Heldinnen der Deutschen Geschichte befragt. Er sagte spontan: „Es sind dies die Treuen Weiber von Weinsberg“.
Im Museum im Rathaus von Weinsberg kann man sich in die Geschichte der Treuen Weiber von Weinsberg weiter vertiefen.
Ohne den Krieg Konrads III. hätte es die Stauferzeit, z. B. keinen Kaiser Barbarossa, keinen Friedrich II. und keinen König von Sizilien und Jerusalem gegeben.
Durch die Übergabe der welfischen Burg im Jahre 1140 wurde Weinsberg staufisches Gut und im staufischen Haus weitervererbt.
Konrad III. und seine Nachfolger ließen die ursprünglich kleine Burg zu einer königlichen Pfalz, mit einem größeren Ritterhaus erweitern. Die Staufer weilten gerne auf der Burg.
Der Sohn von Konrad III., Friedrich, führte den Titel „Herzog von Staufen / Rothenburg und Weinsberg“ („Fredericus aux de Winisperg“).
Die Burg wurde weitervererbt von Friedrich an den Neffen Friedrich I., genannt Barbarossa.
Dieser setzte Ministerialen auf der Burg ein. Sie nannten sich die „Herren von Weinsberg“; sie hießen Konrad oder Engelhard von Weinsberg. Die Burg Weinsberg war ihre Stammburg.
Mehr als 300 Jahre (1140 – 1515) blieb dieses Geschlecht durch 12 Generationen, sechzehn deutschen Königen und Kaisern treu ergeben und brachte es daher zu hohen Würden im Heiligen Römischen Reich, wie zu Landvögten von Vorderösterreich, Breisgau und Schwaben, zu Reichsmünzmeistern, Reichserbkämmerern; Konrad II von Weinsberg war Erzbischof von Mainz, Kurfürst und Kanzler von 1390 – 1396.
Konrad IX. von Weinsberg war zuständig für die Reichsmünzstätten Basel, Frankfurt und Nördlingen, war Protektor des Konzils zu Basel und im Reich unter Kaiser Sigismund, König Albrecht und Friedrich II, Erzkämmerer.
Die Herren von Weinsberg hatten in ihrer Zeit umfassenden Besitz. Zeitweilig besaßen sie über 40 Burgen im Land, 30 Städte, 150 Dörfer mit über 150.000 Einwohnern. Damals war Köln die größte deutsche Stadt mit ca. 30.000 Einwohnern.
In der Manneslinie ist das Geschlecht der Herren von Weinsberg 1515 ausgestorben.
Auf der Burg gab es auch eine Kapelle. Eine Urkunde von 1305 besagt, dass fünf Priester angestellt waren.
Die Burg wurde 1450 – nach dem Tode von Konrad IX. von Weinsberg – mit samt seinen Rechten an den Pfalzgrafen vom Rhein verkauft.
Herzog Ulrich von Württemberg belagerte im Sommer 1504 – im bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg – mit großem Heer die Burg.
Nach dreiwöchiger Belagerung mit 23 schweren Feuerwaffen, wurde die Burg im Bereich des Burgfrieds und des nördlichen Palas schwer beschädigt. Nach der Belagerung gab die Burgbesatzung dann auf.
Die Teilzerstörung der Burg durch Herzog Ulrich von Württemberg ist in der Silberstiftzeichnung von 1514 von Hans Baldung, genannt Grün, der unter anderem den noch erhaltenen Hochaltar von Freiburg geschaffen hat, deutlich erkennbar.
Das ist das einzige Bild von der Burg vor der Zerstörung im Bauernkrieg 1525.
Weinsberg wurde von 1504 – 1519 württembergisch.
1519 wurde Herzog Ulrich von Württemberg - nach dem Überfall auf Reutlingen – vom Schwäbischen Bund aus dem Land vertrieben. Sein Herzogtum ging, wie auch Weinsberg, durch Verkauf über Kaiser Karl V. an Erzherzog Ferdinand von Österreich, dem späteren Kaiser Ferdinand I.
Wir Württemberger wurden bis 1534 österreichisch.
1525 zu Ostern, Sonntag, 16. April, wurde die Burg im Bauernkrieg durch den Neckartäler und Odenwälder Bauernhaufen erobert und durch Feuer in Schutt und Asche gelegt.
Der 27. Jahre alte Graf Helferich von Helfenstein, Schwiegersohn des Kaisers Maximilian, wurde mit weiteren Rittern durch die Bauern gefangen genommen und in Weinsberg im Bereich der Alten Linde durch sogenanntes Gassenlaufen elend durch die Spieße, Hellebarden und Lanzen gejagt und grausam ermordet.
Das war der übelste und schlimmste Tod eines Adeligen im Mittelalter.
Dieses Ereignis, der Tod der Adeligen, ging als „Weinsberger Blutostern“ in die Geschichte ein.
Für die Tat der Bauern war die Rache der Adeligen furchtbar.
Der Schwäbische Bund stellte gegen die Bauern ein Heer auf. Zug um Zug, Schlacht um Schlacht wurden Bauernheere im Südwestdeutschen Raum besiegt.
Über 100.000 Bauern verloren dabei ihr Leben.
Die Stadt Weinsberg und die umliegenden Dörfer gingen unter dem Kommando von Truchsess Jörg von Waldburg – dem sogenannten Bauernjörg – am Sonntag, 21. Mai 1525 in Flammen auf, weil sie und ihre Bewohner als schuldig am Tod des Grafen und dessen Mitstreiter befunden wurden und weil sie die Adeligen im Stich gelassen hatten. Dafür mussten sie büßen.
Die Stadt Weinsberg wurde quasi dem Erdboden gleich gemacht. Seit 16. April, Ostern 1525 ist auch die Burg Ruine.
Herzog Ulrich von Württemberg kam 1534 nach Württemberg und eroberte sein Herzogtum zurück.
Weinsberg bekam seine Stadtrechte zurück und wurde wieder aufgebaut.
Ende des 16. Jahrhunderts und Anfang des 17. Jahrhunderts wurden bauliche Maßnahmen durch die Herzöge von Württemberg auf der Burg aufgenommen und ausgeführt. Diese endeten im dreißigjährigen Krieg.
So fristete die Burgruine ihr Dasein bis 1823.
Justinus Kerner hat sie vor weiterem Zerfall und Raubbau gerettet und sie wieder hergerichtet.
Am 8.12.1823 wird unter der Leitung von Justinus Kerner hierfür der „Frauenverein Weinsberg“ gegründet.
Am 30.08.1824 wird der Frauenverein Weinsberg durch König Wilhelm I. von Württemberg mit dem Besitz der Burg belehnt.
Seitdem ist die Burg für Besucher zugänglich gemacht.
Nach dem Tode des Dichters und Arztes Justinus Kerner (21.02.1862) übernimmt sein Sohn Theobald den Vorsitz des Frauenvereins und lässt die Namen berühmter Gäste seines Vaters und Besucher der Burg, in die vorhandenen Mauern der Burgruine einmeißeln. So entstand als einmalige Attraktion das „Steinerne Album“.
Stimmungsvolle Verse bedeutender Dichter der Zeit erinnern an den Geist der Romantik.
Die Archivalien über die Stadt und Burg Weinsberg kannten dagegen die Burgruine Weibertreu nur unter dem Begriff „Schloss“, der im allgemeinen Sprachgebrauch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung „Weibertreu“ erhalten hat.
Umfangreiche Sanierungsarbeiten sind am historischen Mauerwerk erforderlich, um die Burgruine Weibertreu der Nachwelt zu erhalten.
Die Arbeiten sind vielschichtig und erfordern fachliches Wissen, sie anzuwenden und umzusetzen.
So wurden nach dem 2. Weltkrieg folgende Maßnahmen durchgeführt:
1957 – 1958 Umfangreiche Restaurierungsarbeiten am historischen Mauerwerk
1959 – 1961 Wissenschaftliche Grabungen durch den Archäologen Dr. Paulus zur Klärung des Grundrisses und der Baugeschichte der Burg
1962 – 1963 Weitere Arbeiten, Neupflanzung von Gebüsch und Bäumen
1998 – 2001 Wissenschaftliche Untersuchung mit Hilfe der Geophysik zur Auffindung von Bauteilen auf der Burg(? – Auf Kopie nicht zu lesen)
2002 – 2011 Umfangreiche Sanierungsarbeiten am historischen Mauerwerk, insgesamt 13 Einzelmaßnahmen mit einem Kostenumfang von ca. 350.000,- Euro
Künftige Sanierungsmaßnahmen
Für die nächsten 10 Jahre stehen Sanierungsmaßnahmen mit einer Kostenschätzung von
ca. 900.000.- Euro.
Weitere Einrichtungen zur Information der Burgbesucher
2002 Panoramatafeln auf dem Achteckturm und der Windmauer
2003 Errichtung von Infotafeln zur 1000-jährigen Baugeschichte der Burg
2004 Errichtung von Standvitrinen über die Grabungsfunde von 1959 – 1963 in der Kapelle und Wandvitrinen für künftig stattfindende Ausstellungen
2011 Informationstafeln im Keller des Dicken Turmes über „die Herren von Weinsberg“.